Yoga in der Schwangerschaft – Mehr als Atmen und Omen
Steffi machte große Augen: „Wahnsinn, diese Atmosphäre ist ja unvergleichlich!“ Während die schwangeren Yoginis ihre Matten säubern und die ersten Gespräche über Vor- und Nachteile von Hausgeburten, WolleSeige-Bodys und Co. in Gang kommen, besprechen meine Kollegin und ich die vergangene Yoga-Stunde.
Steffi hospitierte mir um ihre ersten Erfahrungen im Schwangeren-Yoga sammeln. Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung als Yogalehrerin war dieser Yogaunterricht etwas ganz Neues…
Technisch unterscheiden sich meine Yogakurse für Schwangere nicht besonders von regulären Hatha-Yoga-Kursen. Da ich selber zwei Schwangerschaften erleben durfte, wehre ich mich dagegen, schwangere Frauen ab der 8 Woche in Watte zu packen.
Als ich mit meinem zweiten Sohn schwanger war besuchte ich mal einen Fitnesskurs für Schwangere, in dem herzhaft über Schwangerschaftsyoga hergezogen wurde. Da würde nur rumgeatmet und gechantet werden, sagte eine Teilnehmerin, und alle nickten bekräftigend und rollte mit den Augen. Ich hatte bis dato selber keinen Yogakurs für Schwangere besucht, sondern meine Praxis selber gestaltet. Daher hielt ich mich aus der Diskussion raus.
Ein paar Monate später entschied ich mich zur Fortbildung im Bereich prä- und postnatales Yoga und machte es mir zur Aufgabe, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen. In meinen Kursen praktizieren werdende Mamas aktiv und fordernd, gleichzeitig liebevoll und achtsam. Und wenn sie am Ende der Stunde mit einem verträumten Lächeln nach Hause gehen, die vergangenen 90 Minuten ihrer Schwangerschaft wirklich genossen haben und vermutlich zwei Tage später noch mal an mich denken müssen ;o) dann hab ich alles richtig gemacht.
Was macht diese Yoga-Kurse für Außenstehende also besonders?
Das Miteinander. Vielleicht hast Du selber schon Yoga-Kurse in Bonn besucht, hast Deine Matte ausgerollt, 90 Minuten entsprechend den Anweisungen Deines Lehrers praktiziert und bist dann wieder nach Hause gegangen? Dabei warst Du vermutlich nicht alleine im Raum, sondern hast die Stunde mit anderen Yogis gemeinsam erlebt. Ihr habt unbewusst Eure Stimmung, Eure Energie geteilt und seid über die 90 Minuten zu einer stillen Gemeinschaft zusammengewachsen.
In meinen Schwangeren-Kursen bekommt zu Beginn der Stunde jede Teilnehmerin die Möglichkeit zu erzählen, wie sie heißt, in welcher Schwangerschaftswoche sie ist, wie es ihr grade geht, was sie sich vielleicht für die Stunde wünscht oder worauf ich als Lehrerin Rücksicht nehmen darf. Beim ersten mal sind viele Frauen noch eher zurückhaltend, doch ab der zweiten und dritten Stunde genießen die werdenden Mamas es, sich Gleichgesinnten mitzuteilen und auszutauschen. Oft ist es die einzige Möglichkeit, einfach mal von Herzen schwanger zu sein!
Durch dieses Ritual, das etwa 10-15 Minuten dauert, wachsen die Gruppen unglaublich zusammen. Die Yoga-Stunden werden zu gemeinsamen Erlebnissen, in die sich jede Teilnehmerin als Individuum hineingibt und im Gegenzug von der Gruppe getragen wird.
Es ist so schön für mich zu sehen, wie über die Yogastunden hinaus Freundschaften entstehen und sogar in den „Yoga-mit-Baby“-Kursen kleine Klassentreffen stattfinden.
Und es bereichert mich persönlich auch ungemein, diese gemeinschaftliche von Neugierde, Vorfreude und Liebe geprägte Athmosphäre zu erleben. Eben diese, die für Steffi so ungewohnt und beinahe greifbar war.
An dieser Stelle möchte ich mich bei all meinen schwangeren Schülerinnen für Euer Vertrauen und Eure Offenheit bedanken! Und alle Neugierigen beruhigen; niemand MUSS zwingend etwas von sich erzählen! Die Gruppendynamik entseht auch, wenn eine Teilnehmerin sich zurücknehmender hineingibt als andere. Am Ende des Tages steht jede Yogastunde – ob für Schwangere, junge Mütter oder (…) – unter dem Motto: „ZEIT FÜR MICH“! :o)